Jost Hermand hat unsere Literaturtagungen im ver.di-Bildungszentrum Clara Sahlberg am Berliner Wannsee immer bereichert. Durch seine Vorträge und seine Persönlichkeit.
Für mich war er ein aufrichtiger Germanist, der in den USA die deutsche Sprache und Literatur vermitteln wollte. Durch beides würde sich die Vielschichtigkeit unserer verwirrten Geschichte besser erschließen lassen. Weit entfernt der Eindimensionalität, der Menschen in der Ferne oft zuneigen. Jost besuchte uns sowie Freundinnen und Freunde in Deutschland, um seine Wurzeln immer neu sehen. In diesen wenigen, der knappen Zeit geschuldeten Unterhaltungen sprachen wir mehr über das Hier und Jetzt, hüben wie drüben des Atlantiks, als über die Vergangenheit, die dennoch seinen Lebensweg prägte.
Sein Bedauern über das Verschwinden eines wissenschaftlichen und emotionalen Interesses an der deutschen Sprache in den USA ging einher mit dem Unverständnis über das Desinteresse Amerikas an der Welt. Jost Hermand war ein Weltbürger im besten Sinne des Wortes.
Michael Walter, Leiter des ver.di Bildungs- und Begegnungszentrum
Clara Sahlberg, Berlin Wannsee