Aus Madison, Wisconsin (USA) erreichte uns die traurige Nachricht, dass der Kulturwissenschaftler und Schriftsteller Jost Hermand am 9. Oktober unerwartet 91-jährig verstorben ist.
Mit seinem umfassenden Wissen und den eigenen persönlichen Erfahrungen des vergangenen Jahrhunderts war Jost Hermand in wissenschaftlichen Diskussionen ein „Partisanenprofessor“, der die gesellschaftliche Bedeutung seiner Profession in herausragender Weise vertreten hat. So waren auch seine Beiträge bei den über 15 Jahre vom Schriftstellerverband VS in der ver.di-Bildungsstätte am Berliner Wannsee durchgeführten politisch-literarischen Tagungen immer einer der mit Spannung erwarteten Höhepunkte.
Auf der letzten Tagung vor der Pandemie im Juni 2019 hat er zu dem Tagungsthema „Widerstand ist nichts als Hoffnung“ über die Relevanz der Ästhetik des Widerstands von Peter Weiss gesprochen. Jost schloss seinen Vortrag „Doch. Dennoch. Trotzalledem“ mit diesem Zitat:
„Und wenn es auch nicht so werden würde, wie wir es erhofft hatten, so änderte das doch an den Hoffnungen nichts. Die Hoffnungen würden bleiben. Die Utopie würde notwendig sein. Auch später würden die Hoffnungen unzählige Male aufflammen, vom überlegenen Feind erstickt und wieder neu erweckt werden. Und der Bereich der Hoffnungen würde grösser werden, als er zu unserer Zeit war.“[1]
„Dem ist nichts hinzuzufügen“ sagte Jost daraufhin dezidiert und schaute zuversichtlich in die Runde, woraufhin — wie immer – ein lebhafter Ideenaustausch einsetzte.
Wir schließen uns als Hans-Mayer-Gesellschaft diesem „Trotzalledem“ von Jost Hermand unserem Ehrenmitglied an und setzen darauf auch für die Zukunft.
[1] Peter Weiss, Die Ästethik des Widerstandes, Bd. III, Frankfurt am Main 1981, S. 265.